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Den FDA-510(k)-Zulassungsprozess verstehen

Die regulatorischen Anforderungen der US-amerikanischen FDA können für Hersteller von Medizinprodukten eine Herausforderung darstellen, wenn sie den US-Markt erschließen möchten. Viele Unternehmen wenden sich mit der scheinbar einfachen Anfrage an FDA-Consultants: „Könnten Sie für uns ein 510(k) schreiben?“ Doch wie Regulatory-Expert*innen wissen, ist dieser Prozess deutlich komplexer und strategischer als das bloße Verfassen eines Dokuments.

Was ist ein 510(k)?

Ein 510(k) ist ein Zulassungsdossier, das bei der FDA eingereicht wird, um eine Freigabe (Clearance) für ein Medizinprodukt zu erhalten. Es handelt sich dabei um den häufigsten Weg, ein Medizinprodukt in den US-Markt einzuführen. Während einige Produkte mit geringem Risiko von der 510(k)-Pflicht befreit sind (sie können ohne vorherige FDA-Prüfung registriert werden), benötigen viele Produkte eine solche Freigabe, bevor sie in den USA vermarktet werden dürfen.

CE-Kennzeichnung vs. 510(k): Zwei unterschiedliche Ansätze

Viele europäische Hersteller, deren Produkte bereits auf dem EU-Markt zugelassen sind, gehen davon aus, dass die Einführung in den US-Markt unkompliziert verläuft. Doch die regulatorischen Strategien in Europa und den USA unterscheiden sich stark, was beim Erstellen eines 510(k) viele Fragen und Hürden mit sich bringen kann.

Der Mehrwert von Pre-Submission Meetings

Anstatt sofort mit der Erstellung eines 510(k) zu beginnen, empfehlen Regulatory-Expert*innen zunächst eine Bewertung der technischen Dokumentation und anschließend ein sogenanntes „Pre-Submission Meeting“ (Pre-Sub) mit der FDA. Dieses Treffen bietet die Möglichkeit:

  • der FDA gezielte Fragen zur geplanten Zulassungsstrategie zu stellen
  • Klarheit über Anforderungen an Prüfprotokolle (z.B. Verifikations- oder Validierungstests) zu erhalten, bevor Ressourcen investiert werden
  • die Erwartungen der FDA an das konkrete Produkt besser zu verstehen

Solche Gespräche können unter anderem folgende Themen umfassen:

  • Rückmeldung zur gewählten Produktklassifikation und Vergleichsprodukten („Predicate Devices“)
  • Strategie zur Biokompatibilitätsprüfung
  • regulatorische Besonderheiten des Produkts

Wie läuft ein Pre-Submission Meeting ab?

Der Pre-Sub-Prozess folgt einem klaren Ablauf:

  1. Die Fragen werden in einem strukturierten Format eingereicht, damit die FDA fundierte Rückmeldungen geben kann.
  2. Man kann entweder eine schriftliche Antwort oder, häufiger, ein persönliches Gespräch mit der FDA beantragen.
  3. Die Rückmeldungen aus dem Pre-Sub dienen als Leitlinie für die Produktentwicklung und die anschließende 510(k)-Einreichung.

Wann ist ein 510(k) erforderlich?

Ob ein 510(k) notwendig ist, hängt von der Risikoklassifizierung des Produkts ab:

  • Produkte mit niedrigem Risiko (vergleichbar mit Klasse I in der EU) sind oft 510(k)-befreit.
  • Produkte mittleren Risikos benötigen in der Regel ein 510(k).
  • Hochrisikoprodukte unterliegen unter Umständen einem De-Novo-Verfahren oder einer Premarket Approval (PMA).

Das Predicate-Device-Konzept

Ein zentrales Konzept des 510(k)-Verfahrens ist das des sogenannten „Predicate Devices“:

  • Das eigene Produkt wird mit einem bereits in den USA zugelassenen Produkt verglichen, das ähnliche Anwendungszwecke und technologische Eigenschaften aufweist.
  • Es muss eine wesentliche Gleichwertigkeit („Substantial Equivalence“) hinsichtlich Technologie und Leistung nachgewiesen werden.

Ist dieser Nachweis erfolgreich, kann meist auf klinische Studien verzichtet werden. Gibt es jedoch kein geeignetes Vergleichsprodukt, muss ein aufwändigeres De-Novo-Verfahren durchlaufen werden.

Häufige Herausforderungen bei 510(k)-Einreichungen

Eine der größten Herausforderungen liegt häufig in der technischen Dokumentation:
Viele Unternehmen verfügen nicht über Unterlagen, die den spezifischen Anforderungen der FDA entsprechen.
Regulatory Consultants unterstützen hier, indem sie:

  • Dokumentationslücken identifizieren
  • die Dokumentation auf FDA-konforme Standards bringen
  • ein vollständiges und schlüssiges Dossier erstellen, das den Anforderungen der FDA entspricht

Die 510(k) ist mehr als ein Antrag

Die 510(k)-Einreichung ist kein reines Formalverfahren, sondern ein strategisch geplanter Prozess. Eine frühzeitige Pre-Submission kann Klarheit schaffen, Ressourcen sparen und die Erfolgschancen einer Marktzulassung erheblich steigern. Für Unternehmen, die an den europäischen Prozess gewöhnt sind, ist es entscheidend, die Besonderheiten des FDA-Verfahrens zu verstehen, um erfolgreich in den US-Markt einzutreten.

Inette Nieveen, MSc
Veröffentlicht am:: Juli 24, 2025
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